Frauenbild aus der Steinzeit
Kritik an sexistischen Computerspielen
Eine Spielfigur verprügelt aus Lust und Laune Frauen. In virtuellen Welten soll so etwas Spaß machen. Gerade im Weihnachtsgeschäft stehen PC- und Konsolenspiele auf dem Wunschzettel ganz oben. Doch über das Weltbild, das sie vermitteln, wissen Eltern fast nichts. Im Mittelpunkt vieler Spiele steht ein brutal Menschen verachtendes und sexistisches Frauenbild.
"Man hat den Eindruck, dass die Spielentwickler die Gehirne und Seelen offensichtlich von pubertierenden männlichen Jugendlichen haben, die ganz bestimmte Fantasien haben. Die haben zum Glück mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun, nämlich dass Frauen entweder Sexualobjekt oder scharfe Nummern sind, die im Kampf zu besiegen sind", sagt Professor Jo Groebel vom Europäischen Medieninstitut.
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Sexuelle Ausbeutung von Frauen im PC-Spiel
Frauenfeindliche Stereotype sind in Computerspielen inzwischen selbstverständlich. Das bestätigt auch der renommierte Medienpädagoge Jens Wiemken, der seit Jahren den Markt analysiert.[...]
Klischees werden bedient
Die Beherrschung virtueller Schönheiten per Maus oder Joystick wird zum bedenklichen Spiel, meint Wiemken. Die Frau werde zum Objekt minimiert, ihr würden keine Rechte zugestanden und keine Möglichkeit, aus der Rolle auszubrechen. Auch die wenigen Kämpferinnen in Actionspielen fallen finstersten Klischees zum Opfer: Dünn bekleidet tragen sie beim Kampf oftmals Stöckelschuhe und schreien laut. In vielen Spielen gehört auch Sex-Posing, trauriges Weinen und verklemmtes Kichern zum suggerierten weiblichen Charakter.
Das Café Dauerwelle in Osnabrück ist ein Mädchenzentrum. Hier setzt man einen Schwerpunkt auf die Arbeit mit neuen Medien. Leiterin ist die Erziehungswissenschaftler in Susanne Kirk. Seit vielen Jahren forscht sie zur Frauenrolle in virtuellen Welten. Ihre Ergebnisse sind erschreckend: "Wenn man Computerspiele anschaut, gibt es wenig Spiele, in denen Frauen die Hauptrolle haben. In den meisten Spielen kommen Frauen nur in der Nebenrolle vor. Und in dieser Form werden sie sehr sexistisch und sehr sexualisiert dargestellt. Oft sind sie auch entsprechend des weiblichen Klischees hilflos oder Dummchen."
Neuer Sexismus
Viele der Mädchen hier im Zentrum sind eigentlich spielbegeistert. Doch die Frauenrolle in den meisten Action-Spielen finden sie schlicht abstoßend. Eine Identifikation mit den virtuellen Frauen findet nicht statt. Die Spielwelten sind für Mädchen derzeit kaum interessant. Im Cyberuniversum herrscht ein steinzeitliches Frauenbild und das kann schnell in die Realität umschlagen.
Für Jo Groebel ist das eine gefährliche Entwicklung: "Die Erregung, die mit jedem Spiel, speziell mit einem Actionspiel, verbunden ist, paart sich mit der sexuellen Erregung. Langfristig setzt sich im Kopf fest, so müsse Sexualität sein. Wir bekommen nicht nur ein negatives Frauenbild, wir kriegen auch ein sexuelles Bild, das eher darauf gerichtet ist, die kämpferische Auseinandersetzung und die gewaltsame Unterdrückung der Frau zu propagieren." Die Entwickler solcher Computerspiele sollten gerade in der aktuellen Wertediskussion diese Warnungen ernst nehmen, möchte sie nicht Vorreiter eines neuen Sexismus in unserer Gesellschaft werden.
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