Zitat von
Niffie
um zum threadthema zurückzukommen, erfüllt nationalismus diese negativkriterien. die frage ist nun, wie das mit dem patriotismus steht. ist patriotismus fraglos vom nationalismus zu trennen oder begünstigt er diesen?
Moin Niffie, Moin *,
hmmm - eine gute Frage. Ich kann das nur aus meiner persönlichen Sicht der Dinge beantworten, und das werd ich mal versuchen.
Ich muss dazu sagen das ich persönlich jede Art von sowohl dem einen als auch dem anderen aus tiefster Seele verabscheue. Nie wurde ich so gequält als zu Zeiten der WM, als jeder Hanswurst mit ner Fahne am Auto rumgefahren ist und die Medien das Bild des "neuen" Deutschlands propagiert haben. Großer Himmel. Brauch ich ein Stück Stoff für mein Selbstbewußtsein? Und warum muss das in Deutschland immer so....naja....schräg rüberkommen? Ich weiß - viele von euch werden das jetzt für überzogen halten und es nicht verstehen können. Ich habe tausendmal den Satz gehört "Dazu muss man doch stehen können" oder "Wir haben uns lange genug geduckt" oder - am allerschlimmsten - "andere Länder machen das doch auch"...aaarggg.
Ich will hier gar nicht die große Moralkeule rausholen oder meine Vorstellung von Anstand und Würde Aber ich will es mal so formulieren: aus meiner Sicht - und ich betone das: aus meiner Sicht - ist der Abstand zwischen Patriotismus und Nationalismus so dünn das er praktisch nicht vorhanden ist. Und deshalb ist sowohl das eine als auch das andere abzulehnen. Auf welchen Beinen steht den Beides? Auf dem "Stolz" auf ein Land? Worauf bin ich da stolz? Ich bin zufällig in Deutschland geboren. Ich bin zufällig weiß. Glück gehabt. Glück, in einem Land zu leben das sich zumindest noch bemüht auch Schwächere aufzufangen. In einem Land, in dem die meisten genug zu Essen und zu Trinken haben und ein Dach über dem Kopf. Ich hätte aber genauso gut in Afghanistan geboren sein können, im Iran, in den USA. Weshalb räumt sich also jemand das Recht ein "stolz" sein zu können ? Auf was?? Auf wen? Hab ich nie kapiert, werd ich nie kapiern.
Patriotismus ist immer elitär. Es gibt keinen Grund, elitär zu sein. Wir sind nicht besser als andere. Und Nationalismus ist immer dumm. Für mich sowieso indiskutabel.
Das ist zumindest meine Sicht der Dinge.
Und jetzt geh ich frühstücken, Brötchen aus Frankreich, Butter aus Irland, auf Tellern aus Schweden. Es lebe das Vielvölkertum
Gruß
Kheeran, zorniger Druide
PS: By the way - was die Religion angeht - ich versuche, Buddhist zu sein, aber - Teufel - ist das schwer Wobei ich den Buddhismus auch eher als Ideologie ansehe denn als Religion. IMHO braucht jeder Mensch etwas, woran er glauben kann, mit dem er sich indentifizieren kann. Sei das jetzt - vereinfacht gesagt - der örtliche Gesangsverein oder der liebe Gott. Gemeinschaften, die füreinander was Gutes tun oder Menschen wichtige Tugenden beibringen wie Toleranz, Fleiss und Ehrlichkeit sind IMHO immer als positiv zu bewerten. Es darf halt bloss nicht wieder zur Abgrenzung kommen. Aber in sich selbst gesehen ist die Idee von Jesus oder Gott oder wem auch immer eine durchaus zu begrüßende.
Debugging is twice as hard as writing the code in the first place. Therefore, if you write the code as cleverly as possible, you are, by definition, not smart enough to debug it.
Brian W. Kernighan
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