Morgääähn in die Gemeinde,
ein interessantes Thema mit einem hoch-aussagekräften Thread-Titel Unter "hm" hätt ich mir nu alles vorstellen können...
Aber zur Sache:
ich stimme Oblomov ebenfalls zu. Aber die Fragen von Niffie dazu sind absolut angebracht: was ist eigentlich falsch an all diesen Dingen? Die Doktrin oder die Idee selbst? Und - by the way - dieser Satz von Dir, Niffie, ist genial:
wer sich als person vorrangig dadurch definiert, in welchem land er geboren wurde, muss eh eine ganz arme wurst sien, und sollte nicht noch damit rumprahlen.
100% agree.
Aus meiner Sicht der Welt sind alle Ideen, Doktrine, Denkansätze (ergo auch der Patriotismus) etc. falsch, die den Menschen zum Sklaven dieser Idee, Doktrin, Denkansatz oder was immer machen. Alles, was Menschen unfrei macht, ist abzulehnen. Dazu gehört im Prinzip die physische Unfreiheit ebenso wie die psychische. Nun ist das etwas schwer: jeder von uns wird von Kindsbeinen an gezwungen, Dinge zu tun, die er tun MUSS - er geht in die Schule, macht ne Lehre, sucht sich nen Job. All das tut er ja nicht freiwillig - er ist dazu gezwungen. Weil man das so macht, weil unsere Gesellschaftsform so funktioniert. Ich beschränk mich mal auf Deutschland, weil mir diese Gesellschaftsform vertraut ist. Wir Deutschen sind Sklaven von Regeln und Anstand und Tradition. Wir sind - mit einem Wort - unfrei.
Jetzt kann man sagen: lasst uns das abschaffen. Brüder, zur Sonne, zur Freiheit. Da haben wir die Anarchie, die Beldin erwähnt. Und wie Beldin schon schreibt hat das nix mit Chaos zu tun, sondern mit freiwilliger Ordnung sozusagen. Dahinter steckt aber die Anforderung, das Menschen sich auch ohne Druck und Regeln wie Menschen benehmen. Ehrlich: soll ich glauben, dass das funktioniert?
Meine Meinung von meinen Mitmenschen ist eher eine schlechte. Ich glaube nicht, das der Mensch an sich gut ist. Ergo glaube ich nicht, das "freie" Gesellschaftsformen tatsächlich auch ideale Gesellschaftsformen wären. Es liefe auf Darwin hinaus, "the survival of the fittest". In so einer Gesellschaft mag ich nicht leben.
Jetzt hab ich mir natürlich sauber in den ***** gebissen. Ich fordere die absolute Freiheit und weiß dabei sehr wohl, das sie nicht realistisch ist. Und genau hier setzen wieder die Religionen, Doktrine, Denkansätze (und eben der Patriotismus) ein.
Ich kann nicht absolut frei sein, also mache ich mir Regeln, die ich befolgen WILL. Mit gleichgesinnten gründe ich eine Religion (ist jetzt arg vereinfacht) und lebe nach Regeln, die mich zwar unfrei machen, die ich aber bis zu einem bestimmten Grad selbst festgelegt habe. Ich lege mich sozusagen selbst in Ketten, aber das zu meinen Bedingungen, in meinem Umfeld. Das ist eine Unfreiheit, mit der die meisten Menschen umgehen können. Und oft kommen ja auch - wie Niffie korrekt anmerkt - gute Sachen bei raus: der Glaube an die Gemeinschaft, an wirtschaftliche Gerechtigkeit, an gleiches Recht für alle...all das sind doch hocherstrebenswerte Dinge. Gleichzeitig aber wächst die Berührungsangst vor anderen, die außerhalb dieser "Blase" leben - sie könnten ja meine Welt, die so mühsam geschaffen wurde, gefährden. Ich grenze mich also immer mehr ein, und irgendwann bin ich zu weit von den Aussenstehenden entfernt um noch Kontakt aufzunehmen oder sie gar zu verstehen. Im extremsten Falle bekämpfe ich sie dann.
Was mich wirklich interessieren würde: kann man diese Ideale nicht auch auf anderem Weg erreichen? Wieso müssen sich Menschen Fesseln anlegen um überhaupt als Gesellschaft lebensfähig zu sein? Oder bin ich einfach zu pessimistisch? Vielleicht habt ihr ne Erklärung oder seht das ganz anders.
Pessimistische Grüsse
Kheeran, zorniger Druide
Debugging is twice as hard as writing the code in the first place. Therefore, if you write the code as cleverly as possible, you are, by definition, not smart enough to debug it.
Brian W. Kernighan
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