Faschistoider Sprachgebrauch
Liebe Gemeinde!
Darf ich mich vorstellen?
Mein Name ist Amylion,
und mein Name ist Programm.
Aus gegebenem Anlass habe ich mich entschlossen, hier bei euch einen Text zum faschistoiden Sprachgebrauch in Everquest zu veröffentlichen, da ich bereits mit einem anderen Charakter einen Auftritt in den selbstverfassten Geschichten dieser Seite hatte.
Der Form nach wird dieser Text versuchen, eine pädagogische Argumentation des Gesetzes in rechtsphilosophischem Sinne zu liefern.
Die Gedanken spielen sich also vor dem Bereich der Politik ab, vor Legislative, Exekutive und Judikative, und beansprucht, nicht Politik innerhalb der von der Verfassung der Bundesrepublik Deutschlands abgesteckten Regelungen zu betreiben, und natürlich auch nicht, diese illegalerweise zu untergraben: Sondern im Gegenteil, den Boden der Verfassung, des Grundgesetzes zu beleuchten und zu untermauern.
Die Funktion ist also auch eine typisch aufklärerische und zusätzlich anti-rechtspositivistisch:
Das Gesetz bestraft nur das Vergehen, doch der Mensch muss auch über die Logik, die die Gesetze hervorbringt, aufgeklärt werden, damit es zu solchen Vergehen erst gar nicht kommt.
Diese Aufgabe zu erfüllen kommt jenen begnadeten Pädagogen zu, denen es gegeben ist, dasjenige Ewige Gesetz, das den Guten unmittelbar im Herzen oder mittelbar durch das Gewissen einleuchtet, den Bösen auch unwiderlegbar theoretisch zu beweisen.
Der Inhalt des Textes betrifft den faschistoiden Sprachgebrauch, den ich zu meinem Entsetzen innerhalb der Everquest-Gemeinschaft feststellen musste, sowohl was persönliche Kontakte in der materiellen Realität als auch medial vermittelte im nicht-deutschen Sprachraum betrifft. Hier möchte ich das Thema jedoch auf die Länder eingrenzen, die sich aufgrund ihrer katastrophalen Vergangenheit keinerlei Fehltritte leisten dürfen: Auf diejenigen Staaten, deren Bevölkerung in der Mehrheit den nationalsozialistischen Terror duldeten und indirekt - und sei es auch nur durch Nachäffen von verhetzenden Schimpfwörtern - dessen Macht stützten oder: erst ermöglichten.
Die entsprechenden heute geltenden Gesetze lauten:
§ 130 des Strafgesetzbuches der Bundesrepublik Deutschland: Volksverhetzung
und
das Verbotsgesetz 1947 aus dem Strafgesetzbuch der Republik Österreich (Verbot der Betätigung im national-sozialistischen Sinne).
Unter faschistoid verstehe ich eine Tendenz zum Faschistischen.
Faschistisch leitet sich in diesem Sinne von den fasces ab, den in Rutenbündel eingewickelten Äxten, mit denen im alten Rom die Macht der Imperatoren symbolisch dargestellt wurde, über Leben und Tod zu entscheiden.
Heute verwenden wir es, um eine Sicht der Dinge zu bezeichnen, die der grausamen Gewalt der Natur kein geistiges Prinzip entgegensetzt. Der Mensch wird als Bestie betrachtet, deren Funktion das Überleben durch Besiegen des Schwächeren bestimmt wird. Eine Möglichkeit der Erziehung, der Bildung des Menschen hin zum Guten wird geleugnet, ja als schädlich angesehen. Im faschistischen System wird zwar auch die Gemeinschaft geschätzt, aber nur als Überlebensstrategie, die selbst wiederum schwache Elemente ausmärzen muss, da ihre einzige Funktion das Besiegen anderer Gemeinschaften ist. Der Kampf als gewaltigen physische Konfrontation auf Leben und Tod wird glorifiziert, und als Kern des Lebens sowie als Triebfeder von Entwicklung betrachtet.
Wie man leicht erkennt, kann diese Position kaum als Weltanschauung bezeichnet werden, da sie selbst das Prinzip der Perspektivität, der Erlangung von Einsichten in höhere Zusammenhänge durch Bildung negiert, und somit barbarisch und geistlos ist. Es ist eben eine Entmenschlichung des Menschen, die nur seine boshafte Bestialität zählt, und seine Dignität, die Möglichkeit das Gute zu realisieren, ja sich selbst zum Guten zu erziehen, leugnet.
Indem ich Aspekte der Sprache analysiere, die aus einer solchen perversen Ansicht des Menschen resultieren muss, schlage ich die Brücke zum Verständnis für das, was ich als faschistoiden Sprachgebrauch bezeichnet habe.
Der Faschismus ist kein Nihilismus, dass er keine Werte hätte. Er hat ein Maß für Größe; es ist dies die Stärke, die Kraft, andere zu töten. Aus der pseudo-wissenschaftlichen Verschmelzung mit dem Sozialdarwinismus, der Teile der rein biologistischen Theorie völlig unangemessen auf das Geistwesen Mensch überträgt, erfolgt das Bestreben, die Macht durch eine rassisch bestimmte Gruppe, oft willkürlich eingegrenzt, z.B. durch Mythenbildung, die die Möglichkeit einer reinrassigen Gruppierung suggeriert, dergestalt zu erlangen, dass die Gruppe sich selbst hochzüchtet, indem "die Stärkeren vermehrt", und "die Schwächeren vermindert" oder gar vernichtet - ermordet - werden.
Wie gesagt, der Mensch verliert seine Humanität, er zählt als unfreie Bestie, als Tier.
Dieses - illusorische - Konstrukt der eigenen Gruppe wendet sich also gegen seine eigenen Teile.
Und dies wird im ersten Schritt durch eine Umprogrammierung der Sprache erlangt, indem durch Konnotationen bestimmte Gruppierungen als abartig, unnatürlich und degeneriert gebrandmarkt werden. Damit soll in der Gesellschaft eine Lüge als Norm installiert werden, die die ungewollten Teile der Bevölkerung als schädlich verleumdet, ja gar ihnen ihr Mensch-Sein abspricht.
Es ist also eine Vorbereitung einer Massenvernichtung, um folgende Gruppen der totalen Existenz zu berauben:
1. Nicht der eigenen rassischen Gruppierung Angehörige, gerade wenn sie in Konkurrenz zur eigenen Gruppe stehen
2. Nicht als einheitliche Rasse Kategorisierbare
3. Menschen, die im Bereich der grausamen Natur nicht überleben könnten
4. Menschen, die dieser Verschwörung entgegenstehen
5. Menschen, die sich nicht fortpflanzen und somit über rein biologische Zwecke und Triebe erhaben sind
Aus diesem Kalkül ergibt sich ein gehässiger Sprachgebrauch, der diese Gruppierungen als "lebensunwert" abstempelt, indem z.B. Sammelbegriffe erfunden und als Schimpfworte unter "das Volk" gebracht werden, um diese Menschen als fremd, nicht zugehörig, ja als der eigenen Gruppe schädlich zu charakterisieren.
Die entsprechenden Sprachverbrechen:
1. Antisemitismus
2. Diskriminierung von genetisch reicheren Menschen wie Sinti, Roma, oder "Bastarden"
3. "Behindert" als Schimpfwort verwenden
4. Andersdenkende politische Gruppierung verunglimpfen
5. Homophobie und "Pfaffenhetze"
Ich kann nur meinem Entsetzen Ausdruck verleihen, dass 70 Jahre, nachdem dieser gehässige Sprachgebrauch seine ersten giftigen Früchte zeigte, hier an diesem Ort, der für immer von diesen Verbrechen gebrandmarkt sein wird, es noch Individuen gibt, die völlig unreflektiert diesem Missbrauch der Sprache fröhnen, und sich damit schuldig machen - und sich gleichzeitig politisch entmündigen.
Um es zu wiederholen:
Es geht um das Gebrauchen von Bezeichnungen für Minderheiten als Schimpfwörter, die unter dem nationalsozialistischen Terror-Regime verfolgt, entwürdigt und massenhaft systematisch ermordet wurden.
Dies ist ein Verbrechen, ein strafrechtlicher Tatbestand, und kann zu Recht nach den schon angeführten Paragraphen geahndet werden, denn es stellt in mehrfacher Hinsicht ein Angriff auf Prinzipien der freiheitlichen, demokratischen Ordnung, den Menschenrechten, der Freiheit des Einzelnen, der Würde des Menschen im Speziellen WIE im Allgemeinen dar:
1. Es ist eine Beschimpfung, Ehrverletzung und Entwürdigung einer Menge von Personen.
2. Es ist das Verhetzen der Bevölkerung, indem durch sublime Methoden versucht wird, die Sprache umzubiegen, und für partikuläre Interessen gefügig zu machen.
Dies missbraucht die Sprache, als Sprache der jeweiligen Gruppe im Besonderen, wie der Sprache als Symbol für das Allgemeine im Generellen.
Damit will ich sagen, dass die Sprache per se den Anspruch erhebt, für alle diese Sprache Verwendenden zu gelten. Indem ich Bedeutungen einzelner Begriffe umbiege, versuche ich das Bewusstsein der gesamten Sprachgruppe zu manipulieren, und im Falle von Verhetzung, um die Sprache als Waffe gegen diejenigen zu etablieren, die die selbe Sprache sprechen.
3. Es ist ein Angriff auf die universelle unantastbare Würde des Menschen, indem der Anspruch erhoben wird, das Recht und die Macht zu haben, über den Wert anderer Menschen zu urteilen, gewissen Menschen willkürlich den Wert, die Würde abzusprechen und dieses Urteil anderen aufzuzwängen.
In der Hoffnung, dass die schwarzen Schafe die Ausnahme sind, und der Rest jenen helfen wird, ihr inaktzeptables Verhalten zu ändern, schrieb ich diesen Versuch, das Verbot dieses faschistoiden Sprachgebrauchs verständlich zu machen.
Sehr wichtig erscheint mir auch der Gedanke, dass die Schuldigen nicht nur einsehen, dass sie schuldig sind, sondern auch einsehen, dass es EBEN NICHT der Norm entspricht, Leute, die andere Fähigkeiten und Zustände haben als man selbst zu vorverurteilen, zu verleumden, zu entwürdigen, verächtlich zu machen - kurz: auf ihnen rumzutrampeln.
Ich möchte niemals das Argument hören:
Aber alle anderen machen doch sowas auch.
Tut mir leid, aber dies hat schon vor 70 Jahren nicht gegolten.
"Sie sind alle wieder da."
Mein Name ist Amylion,
und mein Name
ist unser Plan.
Amylion.
[Edit 2.4.06 23:27 MEZ: Tippfehler]
Zitat von Amylion
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